Weltnichtrauertag
Wie ich mit dem Rauchen aufgehört habe
…und was mich davon abhält, wieder anzufangen. Dabei habe ich es geliebt und konnte mir früher nicht vorstellen, jemals mit dem Rauchen aufzuhören.
Am liebsten habe ich „Schwarzer Krauser“ geraucht. Selbst gedreht, meistens mit Filter. Morgens zum Kaffee habe ich gern geraucht, um in den Tag zu starten. Dann bei der Arbeit am Schreibtisch, um mich besser zu konzentrieren. Während der Pause habe ich es genossen, bei einer Zigarette den Blick aus dem Fenster und meine Gedanken gleich mit schweifen zu lassen.
Ich habe geraucht, um zu entspannen, auch bei einem guten Gespräch mit Freunden, nach einem Streit, nach dem Essen (meistens auch davor). Die besten Zigaretten aber waren die zum Feierabend – beim Bier in der Kneipe. Damals habe ich einen Test gemacht, was für ein Raucher-Typ ich sei. Ergebnis: „Sie rauchen bei jeder Gelegenheit.“ Guck an.
Ich konnte mir nicht vorstellen, mit dem Rauchen aufzuhören. Und dann ist es einfach so passiert.
Sogar mitten in der Biersommelier-Ausbildung hatte ich noch geraucht. Und während der Prüfung. Dabei waren die Aufgaben echt anspruchsvoll: Unter anderem mussten wir Fehlaromen in zehn verschiedenen Bier-Proben erkennen, Bierstile zuordnen und ein Bier möglichst genau sensorisch beschreiben. Dennoch habe ich in der kurze Pause zwischen den praktischen Prüfungseinheiten geraucht. Ich war einfach zu cool.
Einige Monate später war ich in Bamberg bei einer Fortbildung in Sachen Bier. Auf der Rückfahrt habe ich einen Kollegen im Auto mitgenommen. Aus Rücksicht auf ihn habe ich die gesamte Fahrt über nicht geraucht. Was mir unglaublich schwer gefallen ist. (Muss ich noch erwähnen, dass ich es geliebt habe, im Auto zu rauchen? Gute Musik dazu, Fenster runter, die Landschaft vorbeiziehen sehen, ich und mein Wagen, auf der Straße des Lebens…hüstel).
Als ich den Kollegen abgesetzt hatte, kam der Moment, den ich herbeigesehnt hatte – meinen aromatischen Tabak aus der Tasche holen und endlich eine Zigarette anzünden! Doch dann ist etwas Seltsames passiert. Ich habe gedacht: Jetzt habe ich es so lange (die ganze Fahrt von Bamberg nach Stuttgart!) ausgehalten, nicht zu rauchen, dann halte ich es bestimmt auch noch länger aus. Das ist mittlerweile über vier Jahre her. Seitdem rauche ich nicht mehr.
Fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Es war sicher nicht dieser eine Moment, der mich dem Rauchen hat entsagen lassen – sondern es waren die unzähligen folgenden Momente. Zuerst habe ich es eher sportlich genommen (wie lange halte ich es noch aus, ohne mir eine anzuzünden?).
Doch dann war da immer mehr die Befürchtung, ich könnte auch nur einen winzigen Teil meiner neuen sensorischen Super-Kräfte einbüßen. Ich hatte mittlerweile eine ziemlich gut trainierte Nase. Und das war faszinierend: Ich roch und schmeckte sehr genau, was ich auf dem Teller hatte. Auch, was im Restaurant vermutlich zur Zubereitung benutzt worden war. Ich konnte außerdem mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sagen, ob die Apfelschorle von minderer Qualität war, weil ich künstliche Aromen sofort erkannte. Und der Biss beispielsweise in eine reife Erdbeere war für mich zum Fest geworden – wie so viele andere kulinarische Höhepunkte im Alltag. Vom Bier fange ich gar nicht erst an.
Mir kam es nicht so vor, dass ich gerade durch das Nichtrauchen besser riechen konnte – aber die Angst, auch nur etwas von dieser magischen Fähigkeit einzubüßen, hat mich davon abgehalten, wieder mit dem Rauchen anzufangen.